München - Eine Geschäftsfrau soll sich geweigert haben, eine dunkelhäutige Frau zu bedienen - die hat sie deshalb angezeigt.
Tatjana M., eine 31 Jahre alte dunkelhäutige Fotografin aus Brasilien, kann noch immer nicht fassen, was ihr im Mai dieses Jahres widerfahren ist. Eine offenbar fremdenfeindliche Apothekerin, sagt sie, habe sich geweigert, sie zu bedienen. Dann habe die Frau sie des Platzes verwiesen mit den Worten: „Wir sind hier nicht in Afrika, sondern in Deutschland, hier gibt es Gesetze.“ Jetzt soll das Amtsgericht München den Fall klären. Denn Tatjana M. hat die Apothekerin wegen Beleidigung angezeigt.
Am 30. Mai dieses Jahres betritt Tatjana M. eine Apotheke im Münchner Norden. Für ihre vier Jahre alte Tochter braucht sie dringend eine Salbe. Doch das interessiert die Apothekerin offenbar nicht. „Sie hat mich völlig ignoriert“, berichtet Tatjana M. am Rande des Prozesses. Deshalb habe sie nachgefragt, ob sie denn schon den Laden schließe. Als die Apothekerin mit Ja antwortet, verlässt die Brasilianerin den Laden. Draußen jedoch fällt ihr auf, dass andere Kunden das Geschäft betreten und bedient werden. Tatjana M. fragt nach, ob es sich vielleicht um ein Missverständnis handle und doch noch geöffnet sei. Daraufhin, erinnert sich die Brasilianerin, habe die Apothekerin ihr gesagt, sie solle verschwinden.
Empört alarmiert Tatjana M. die Polizei. Die Beamten sprechen mit der Apothekerin. „Später haben sie gesagt, dass die Frau ihnen berichtet hätte, der Vorfall habe nichts mit mir zu tun, sondern damit, dass sie schlechte Erfahrungen gemacht habe, weil sie eine schwarze Frau mal verprügelt hat“, erzählt Tatjanas Mann Markus M.
Er und seine Frau schätzen die Apothekerin allerdings weniger ängstlich als vielmehr fremdenfeindlich ein. Dies zeige auch, wie diese auf ihre Schreiben reagiert habe, sagt Tatjana M. Nach dem Vorfall habe sie sich an die Diskriminierungsstelle in Berlin gewandt, berichtet sie. Deren Mitarbeiter hätten sich mit der Apothekerin in Verbindung gesetzt und sie gebeten, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. „Sie hat nur sarkastisch und ironisch geantwortet, genau wie auf meine E-Mails, in denen ich sie um eine Entschuldigung gebeten habe“, sagt Tatjana M.
Die Apothekerin hat sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert. Zum Prozessauftakt am Dienstag ist sie gar nicht erschienen. Nun soll es in der kommenden Woche weitergehen.